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Die erste Social Media Bar; ein Web-Experiment aus Hamburg für die Gastronomie & den Endverbraucher! Alles rund um Cocktails, Drinks und die gehobene Barkultur im 21. Jahrhundert. - Est. 2009 -

Montag, 12. Dezember 2016


Heute:
Normalerweise steige ich ja, wenn ich eine neue Spirituose erhalte an dieser Stelle gleich mit einem Cocktailrezept oder zumindest einer Gin&Tonic Empfehlung, einer eigenen Kreation oder einem klassischen, bereits bestehendem  Rezept ein.

Das würde aber dem Produkt, um das es heute geht nicht gerecht werden, heute geht's  nämlich um Whisky. Und der wünschenswerte erste Gedanke der bezüglich eines Whiskys kommt sollte der Purgenuss sein. So auch bei diesem Kandidaten, dem Aureum 1865 Grave Digger Single Malt Whisky .



Der Aureum hat mit 6 Jahren Alter schon so einiges erlebt. Der Whisky reifte zunächst in neuen Allier-Fässern, eine mittel-französische Eichenart, hinzu kommen neue Kastanienfässer. 
An dieser Stelle sei gesagt ich trank zuvor noch nie einen Whisky speziell aus Allier-Eiche und erst recht nicht aus einem Kastanienfass, ich bin mir also bereits sehr sicher dass das Whisky-Erlebnis für mich aber auch für die meisten durchschnittlichen Whisky-Trinker ein recht besonderes wird.
Aber damit nicht genug, denn es erfolgt eine Nachreifung in Gonzalez Byass Sherry Fässern. Abschließend findet sich auch noch eine kleine Menge getorfter Whisky aus Ex-Bourbon Fässern ein.
Wenn der Whisky nun auch nur halb so Interessant schmeckt, wie die Beschreibung zu lesen ist, kann der Aureum wohl kaum enttäuschen.

Ein Whisky dieser Qualität und Preisklasse gehört erstmal pur in den Mund. Abseits dessen kommen nur starke, klassische Cocktails in Frage, die den Charakter des Whiskys lediglich noch verstärken oder einzelne Aromen betonen. Für Saft gilt hier also definitiv ein Hausverbot, der Cocktail der Wahl ist klar, golden und wird gerührt, nicht ge'shaked.

Um denn nun bestens zu wissen, was man folglich in einem Cocktail betonen möchte; diese Nuancen die man in einer Spirituose besonders schätzt, muss man Sie pur getrunken haben; ohne Eis; bei Zimmertemperatur, "einfach so" , - aber bewusst. Der Whisky soll nicht "einfach so" an der Zunge vorbeigleiten, versucht euch also darauf zu konzentrieren und schluckt ihn nicht herunter bevor der Whisky jede noch so kleine Ecke der Zunge erreicht hat.

#nofilter - Fotografie mit Softbox à 5500K, entspricht ~ Tageslicht

Nach unglaublichen 20 Minuten reinem Nosing, also "riechen" des Whiskys, (klingt aber nicht cool und versiert genug) kam ich dann zu folgenden Ergebnissen:



Erste Verkostung des Abends

Aureum 1865 Grave Digger Single Malt Whisky - Abfüllung vom 14.3.2016

Nosing nach Seal Break ~20 Mins.
Tasting nach Seal Break ~40 Mins.


Nase:
Schokotoffee,
trockener, schwerer Sherry,
helles Karamell ~ Vanille, 
Malz, 
überreife Birne, 
angetrocknetes Holz im Hintergrund
(Kastanie) ?

Gefühl/Wahrnehmung:
Sanft, Sahnig, milde, gesetzte und cremige Aromen im Wechsel, starker Speichelfluss

Erscheinung/ Form im Glas:

Sehr ölig, lange Beine, starke Benetzung


Das war das längste Nosing das ich je hatte. Aus mehreren Gründen, weil ich immer wieder noch neue Nuancen fand, sich der Whisky mit der Zeit unter Luftkontakt noch weiter geöffnet hat und weil es schlichtweg enorm viel Spaß gemacht hat.
Dann ging's aber endlich zum Trinken über:


Geschmack/Gaumen:

1st Sip:
Eingangs sehr ölig,
süß,
Sherry,
nussig,
Malz

2nd Sip:
mehr Karamell,
mehr vanille,
(Mandelkuchen),
~ (süße) Walnuss
etwas Rauch, etwas Torf *
Gewürze (Nelken) *
weißer Pfeffer *
gelöschter Kerzendocht *

Zusatz:

- mit der Zeit fruchtiger werdend

Abgang:

dunkles trockener werdendes Karamell, Vanille,
leichter Rauch, verbrannter Zucker, malziges Cola Bonbon,sehr trocken
warmer, süßer Zigarillorauch *

* Ergänzung - Verkostung #2 (13.12.2016)

Abschließend kann man sagen, der Aureum 1865 Grave Digger Single Malt Whisky wirkt für sein Alter von 6 Jahren erstaunlich mild, süß und komplex. Die Komplexität ist teils nur schwer zu definieren, ich schätze einen Teil macht hier der geschmacklich mir größtenteils unbekannte Einfluss der Kastanie aus. Nichts desto trotz, oder gerade deswegen ist der Aureum ein äußerst interessanter und schmackhafter Whisky, der älteren Kollegen aus dem nord-westlichen Ausland in nichts nachsteht. Er ist auf eine neue und doch vertraute Art etwas anders. 
Am Ende reduziert sich das alles auf ein Wort: Lecker!


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